Dienstag, 9. August 2011

Pharmabranche zahlt zwei Milliarden Euro

von Maike Telgheder (Handelsblatt)

Vor einem Jahr wurden die Zwangsrabatte auf verschreibungspflichtige Arzneimittel von 6 auf 16 Prozent erhöht. Das hatte Folgen: Die deutsche Pharmaindustrie musste zwei Milliarden Euro Rabatt gewähren.

Die Pharmaindustrie in Deutschland muss in diesem Jahr mehr als zwei Milliarden Euro Rabatt auf ihre verschreibungspflichtigen Medikamente gewähren. Das sind 1,2 Milliarden mehr als noch im vergangenen Jahr, bei einem Branchenumsatz von 18 Milliarden Euro. Das zeigen aktuelle Berechnungen des Marktforschungsinstituts IMS Health, die dem Handelsblatt exklusiv vorliegen. Hintergrund ist die vor einem Jahr in Kraft getretene Regelung, nach der die Zwangsrabatte für verschreibungspflichtige Arzneimittel von 6 auf 16 Prozent erhöht wurden.

In der exklusiv für das Handelsblatt erhobenen Auswertung hat IMS ermittelt, dass im ersten Halbjahr dieses Jahres rund 27 Prozent des Rabattvolumen in Höhe von 1,14 Milliarden Euro auf allein fünf Unternehmen entfällt: Pfizer, Novartis, Roche, MSD und Astra Zeneca mussten den gesetzliche Krankenkassen danach durchschnittlich 60 Millionen Euro Rabatt gewähren.

Aufs Jahr hochgerechnet, müssen die fünf großen Firmen also jeweils mit durchschnittlich 120 Millionen Euro weniger Einnahmen rechnen, bei Deutschlandumsätzen von eine bis drei Milliarden Euro. Die Zwangsrabatte treffen allerdings eine Branche, die gut verdient. Die durchschnittliche Gewinnmarge vor Zinsen und Steuern (EBIT) der 20 weltgrößten Pharmafirmen liegt bei 24 Prozent. Zum Vergleich: Die Automobilindustrie kommt auf 4,6 Prozent.

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